Das Königreich Hannover, dessen ehemaliges Landesgebiet heute den größten Teil des deutschen Bundeslandes Niedersachsen ausmacht, wurde vom Haus der Welfen regiert. Die Welfen kamen nicht nur durch die Personalunion mit Großbritannien zur Weltmacht, sondern sind auch das einzige Fürstenhaus, das 1918 als einziges deutsches nicht auf den Thron verzichtet hat.
Im Gebiet Niedersachsen fand man nach der Völkerwanderungszeit die germanischen Volksstämme der
-nicht ausgewanderten Langobarden (um Uelzen & Bardowick), Chauken (um Bremerhaven & Oldenburg) und Cherusker (Hannover/Hildesheim bis i.d. heut. Niederlande)
- neu eingewanderten Sachsen (aus dem Norden), Thüringer (aus Südosten) und Franken (aus Südwesten).
Noch vor dem Jahre 1000 übernahmen Welfenfürsten die Herrschaft des Herzogtums Sachsen, der berühmteste Vertreter war Herog Heinrich der Löwe. Außer seiner sächsischen Stammlande war er außerdem Herzog von Bayern. Wegen Streitigkeiten mit dem Staufern-Kaiser Friedrich Barbarossa wurde Heinrich der Löwe 1180 geächtet und verlor sämtliche Lehen. Damit war die Einheit des Sachsenlandes für immer aufgehoben; so kamen zum Beispiel Westfalen an das Erzbistum Köln und die östlichen Gebiete an Bernward von Anhalt. Durch diese Teilung und späteren Gebietsänderungen der nichtwelfischen Fürsten wanderte die Landesbezeichnung Sachsen immer mehr nach Südosten - bis zum heutigen Bundesland Sachsen, das eigentlich mit dem Volksstamm der Sachsen nichts zu tun hat. Zur Unterscheidung setzte sich bereits im Mittelalter das Wort Niedersachsen für das eigentliche Herzogtum Sachsen ein.
Heinrich der Löwe hielt sich nun einige Jahre in England auf, schloß aber dennoch Frieden mit den Staufern und wurde 1195 in dem von ihm erbauten Dom zu Braunschweig beigesetzt. Sein Sohn, Otto IV. erhielt als erster Welfe 1198 die deutsche Königs- und Kaiserwürde.
Gebietserweiterungen des Kfst./Kgr. Hannover |
1235 erhielt Otto das Kind die sächsischen Stammlande als Reichslehen von Kaiser Friedrich II. als Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Durch das welfische Erbrecht, nach dem jeder Sohn einen Teil des Landes seines Vaters erbte, zersplitterte das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg in mehrere z.T. unbedeutende Kleinststaaten, die kleiner als heutige Landkreise waren. Die drei bedeutensten Teile waren Calenberg (Gegend Hannover-Göttingen), Celle (Gegend Celle bis Stade) und Braunschweig (Gegend Braunschweig und ein Teil des Harzes). Ende des 17. Jahrhunderts führte Herzog Ernst August von Calenberg ein neues Erbrecht ein, das nur dem ältestem Sohn die Herrschaftsansprüche überließ. Da der Bruder Ernst Augusts, Herzog Georg von Celle, lediglich eine Tochter hatte, mußte diese nach den Wünschen der beiden Brüder ihren Cousin Georg Ludwig heiraten. Hiermit nun war das alte Herzogtum Braunschweig-Lüneburg beinahe wieder hergestellt - lediglich der braunschweigische Teil kam nicht wieder dazu. Durch die Bedeutung, die das neue Herzogtum Calenberg-Celle in Norddeutschland hatte, verlieh der deutsche Kaiser Herzog Ernst August noch zu Lebzeiten die Kurfürstenwürde; das Herzogtum bekam nach der Residenz den neuen Namen Kurfürstentum Hannover.
Während der Personalunion mit England führte das Kurfürstentum Hannover eher ein Schattendasein. Der Kurfürst weilte zumeist in England und kümmerte sich größtenteils lediglich um englische (Welt-) Politik. Zwar wußte man sich im Schutz des großen angelsächsischen Bruders, trotzdem verkümmerte das Kurfürstentum zum Agrarland.
Durch den Wiener Kongreß 1815 erhielt Hannover nicht nur beträchtliche Teile (Emsland, Ostfriesland u.a.) hinzu, sondern wurde auch zum Königreich erhoben. Bis zum Ende der Personalunion durfte sich der jeweilige Herrscher König von Hannover und König von Großbritannien & Irland nennen.
1837 endete die Personalunion und Ernst August, Duke of Cumberland, ein Bruder des verstorbenen Königs, bestieg den hannöverschen Thron. Unter ihm und seinem Sohn König Georg V. erlebte Hannover eine kurze Blütezeit, die unter anderem die weitgehensten Reformen und 1848 die demokratischste Verfassung eines deutschen Landes hervorbrachte. Zwar nahm Ernst August diese Verfassung kurzfristig zurück, erließ sie jedoch einige Monate erneut, wobei die Änderungen der Verfassung nicht wesentlich waren.
1866 Zog es Preußen immer mehr an die Spitze Deutschlands. Ihr Ziel war es, den jungen Bundesstaat von 1848 zu zerschlagen und mit ihm die Freiheit der einzelnen deutschen Länder. Unter an den Haaren herbeigezogenen Gründen erklärten sie 1866 Österreich den Krieg. Die anderen deutschen Länder, die Böses ahnten, verhielten sich neutral. Preußen zerschlug jedoch auch diese Neutralität, in dem es -herrschsüchtig- einzelne Länder mit Versprechung abwarb oder einfach in ihnen ohne jeden Grund einmarschierte. Die Folgen des preußischen Nationalismus kann in jedem Geschichtsbuch bis in das Jahr 1945 nachgelesen werden.
Der niedersächsische Raum 1946 |
1946 erklärten die aliierten Siegermächte Hannover zum Freistaat, bevor es wenige Monate später mit Braunschweig, Oldenburg & Schaumburg-Lippe zum heutigen Bundesland Niedersachen fusionierte. Preußen hingegen wurde 1947 für immer aufgelöst.